Ich fange mal hinten an. ‚Hinten‘, damit ist jetzt nicht mein kleiner süßer Hintern gemeint und ich weiß auch noch nicht so genau, was eigentlich der Unterschied zwischen ‚vorne‘ und ‚hinten‘ ist aber ich meine jetzt gerade ‚heute‘ damit. Ich werde noch darauf zurückkommen, was ich gestern, vorgestern, am Montag (auch wenn ich nie kapieren werden,was ‚Montag‘ oder ‚Mittwoch‘ oder ‚Sonntag‘ bedeutet, es mir mein Leben lang furzpiepegal sein wird, dass es so etwas wie Wochentage gibt) erlebt habe.
Also heute! oder auch: gerade eben.
Mein Übersetzer, also der, der das hier für mich in die Tasten haut, meint, ich müsste erst einmal die Protagonisten vorstellen. „Quatsch!“, denke ich. Die, die der Übersetzer ‚Leser‘ nennt, werden schon rauskriegen, wen ich meine. Mir ist es jetzt viel wichtiger, ganz schell von meinem noch ganz frischen Erlebnis zu erzählen.
Ich bin ja noch nicht lange hier. Also weder hier noch überhaupt auf der Welt. Da passieren Sachen – ich sag’s Ihnen…
Der Übersetzer nimmt mich also an die Leine. Kurze Zwischenbemerkung: Die kann ich noch nicht so gut leiden, die Leine. Er, der Übersetzer, meint also, wir müssten jetzt mal „an die frische Luft“. Meine Tante – ich glaube jedenfalls, dass es meine Tante ist, weil sie nicht meine Mutter ist und auch nicht meine Schwester. Meine Tante sieht ganz anders aus als meine Mutter und ist auch schon viel, viel älter als meine Schwester – war auch an der Leine. Ich verstehe noch nicht, was die daran gut findet.
Wir also mit dem Übersetzer auf die Straße. Hach, jetzt muss ich doch so weit ausholen…Da war noch die Eine dabei, auch so eine Zweibeinerin, die auch hier wohnt, wo ich jetzt wohne. Da wohnt noch eine Zweibenerin aber das ist eine andere als die, die jetzt mit auf die Straße gekommen ist. Von der anderen erzähle ich dann auch noch, später. Die Eine, die mit raus gekommen ist rufen sie manchmal was sich bei mir so anhört wie „loh-loh“. Die andere Zweibeinerin ist gerade nicht da. Oh, mein Übersetzter mahnt mich gerade: „Frieda, Du schweifst ab!“.
Jedenfalls…draußen auf der Straße. Ich muss mich da noch jedes Mal neu orientieren. Der Übersetzer fasselt dann was von ‚Sozialraumerkundung‘ (später, viel später werde ich dann wohl mitbekommen, dass er irgendwas pädadingsbums macht und manchmal so komisch redet).
„FRIEDA! Du schweifst ab!“
Nach ein paar Schritten – für mich waren das schon ganz schön viele – standen wir dann da so rum und warteten. Ich hatte natürlich keine Ahnung, warum der Übersetzter und loh-loh da so rumstanden, wo ich doch schon ein paar mal da einfach weitergelaufen bin. Da kam dann, ich will mal so sagen, sehr plötzlich ein Dreibeiner daher. So von der Art sah der eigentlich so aus wie der Übersetzer und die loh-loh aber die haben beide nur zwei Beine und das, was da kam, hatte drei Beine. Ich habe zwar bisher noch nie so ein Bein probiert aber es sah so aus, als ob das eine anders ist als anderen beiden Beine. Der hielt das dritte Bein auch irgendwie mit der Hand fest. Und er sah irgendwie ein wenig wackelig aus. Ich fühle mich auf meinen vier Beinen ja sicherer und kann gut verstehen, warum man auf drei Beinen dann doch eher wackelt. Der Übersetzer und die loh-loh haben auch nur zwei Beine. Manchmal wackelt die loh-loh auch ein bisschen, hab ich schon gesehen. Der Übersetzer wackelt eigentlich nicht.
„FRIEDA! Du schwei…!“ Ja, ja, ich weiß. Ist eben alles so neu hier für mich.
Die Tante, der Übersetzer, die loh-loh und ich sehen also den Dreibeiner, wie er da angewackelt kommt. Leute, ich sage Euch: Auf drei Beinen ist echt Scheiße! Meine Tante will den Dreibeiner freundlich begrüßen – ich bin ja doch noch junge Dame und von daher sehr zurückhaltend – und der Dreibeiner kriegt das mit dem dritten Bein nicht auf die Reihe und – pradautz – begräbt meine Tante halb unter sich! Schreck!
„Der hai-kuh“, so nennen der Übersetzer und die loh-loh den Dreibeiner, „hat doch gut und gerne 95 Kilo“, sagte später der Übersetzer. Wenn ich wüsste, was ‚Kilo‘ bedeutet oder was ‚fünfundneunzig‘ heißt. Für mich sah der Dreibeiner, der, der meine Tante unter sich begraben hat, eigentlich nur ziemlich groß und ziemlich schwer aus. Meine Tante hat sich ganz schön flach machen müssen. Ich hätte ja gemeint, dass das voll doof ist, wenn so etwas auf einen drauf fällt aber meine Tante hat nichts gesagt und nur ein wenig sparsam dreingeblickt. Der Übersetzer ist jedenfalls auf den Dreibeiner losgegangen und hat ihn am Arm gepackt (woher weiß ich bloß, dass das ziemlich professionell aussah?) und hat ihm die Beine sortiert und – zack! – da stand er auch schon wieder, der Dreibeiner. Meine Tante auch.
Als sich der Dreibeiner dann ein wenig gesammelt hatte, ist er zu so einem großen silbernen Ding, was auf vier kleinen schwarzen Dingern steht gegangen und hat da eine Tür aufgemacht und – Ihr glaubt es nicht! – hat doch tatsächlich ein viertes Bein rausgeholt. Er hat dann zwar immer noch ziemlich gewackelt aber schon weniger als nur mit drei Beinen.
Ich, die Frieda, hätte ihm das mit meinen vier Monaten auch schon sagen können: Auf vier Beinen steht man echt sicherer!
Jetzt, wo ich das meinem Übersetzer hier in die Tasten diktiere denke ich: Das sah vorhin so aus, als ob ein großer, großer Wal eine niedliche kleine blonde Robbe unter sich begräbt.
„Wal, da bläst er!“ lacht mein Übersetzer. Wenn ich wüsste, wie so ein Wal funtioniert, hätte ich bestimmt erwartet, dass mit seinem Prusten während des Fallens eine Wasserfontäne aus seinem Kopf schießt. Ich habe aber noch keine Ahnung von Walen denn ich bin noch so klein.
Ich gehe jetzt besser mal ein Nickerchen machen und das Erlebte verarbeiten. Aber eins noch: Nehmt Euch in Acht vor dreibeinigen Walen!
Mit freundlichem ‚Wiff!‘
Frieda
Anm. d. Übers.: Nor animals neither humans were harmed during this happened!
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