Liebe Leserin, lieber Leser,
schön, dass Sie immer noch da sind. Ich wäre ja schon weg, wenn man so lange nicht mit mir gebellt hätte… Aber mir waren auch die Pfoten gebunden. Was wollen Sie denn machen als armer Hund, wenn Ihre Pfoten zu groß für eine Computertastatur sind, es noch keinen Google-Übersetzer für Gebell gibt und Sie auf Fremdarbeiter angewiesen sind? Bei allem Verständnis für Euch Menschen und Eure vielen wichtigen Erledigungen – irgendwann könnt Ihr auch einmal daran denken, dass es Spaß macht, mit seinem wohlerzogenen, freundlichen und pflegeleichten Hund durch die Natur zu laufen. Achne, lieber nicht laufen! Gehen ist anstrengend genug, wenn man immerzu nach oben muss.
Klar, erstmal waren wir alle ganz traurig wegen Luna. Dann kam wieder so ein Menschenkram, über den sich alle aufgeregt haben. Und dann war auf einmal irre viel zu tun. Nicht für mich, sondern für meine Übersetzer. Aber ich habe darunter gelitten, das belle ich Ihnen!
Und eben gerade hat hund noch geschwitzt, da ist es – Schwupps – Winter und dunkel, und ich renne mit so einem blöden Leuchthalsband umher. Dabei gehe ich doch nie soweit weg, dass die Übersetzerin mich nicht mehr sehen kann! Wahrscheinlich werde ich heimlich als Taschenlampe auf vier Pfoten missbraucht und sie denkt, dass ich es nicht merke! Pah! Weff! Naja, wenigstens hat sie dieses Geblinke abgestellt; ich kam mir anfangs ja vor wie eine Diskokugel.
Weil die Übersetzerin morgens einer Freundin bei so einem „Onleinschopp“ hilft, muss ich jetzt immer ganz früh morgens mit ihr los. Dabei bin ich kein Frühaufsteherhund; ich bell’s Ihnen!
Wenn ich morgens den Zeitungsmann verbellt habe, lege ich mich gern wieder hin. Aber dann lärmt die Übersetzerin in der Küche herum, rennt die Treppen rauf und runter, klappert mit Sachen… Und wenn sie dann von ihrem morgendlichen Geturne wiederkommt, muss ich ran. Ach, ich bin schon ein armer Hund!

Aber jetzt wird alles gut. Ich habe so lange an ihrem Knie herumgekaut, bis sie aufgegeben und mir versprochen hat, dass sie jetzt einen Jahresrückblick schreibt. Und sie hat schon angefangen – ich habe es gesehen!
Hoffen Sie also mit mir, dass das nicht wieder ein kurzer Anfall von etwas ist, was sie „Krähatiwiteet“ nennt, sondern dass sie auch einmal dabei bleibt. Ich höre ja schließlich auch nicht mittendrin auf, wenn ich etwas ver- oder ausbuddele!
Morgen soll’s jedenfalls losgehen. Das hat sie mir versprochen. In die Pfote.

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