Wer an meiner Hundephobie Schuld hat – Teil 2

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wahrscheinlich haben Sie längst den Anfang der Geschichte vergessen. Ist ja schon ewig und drei Hundehaufen her, dass ich Ihnen das bellen konnte. Wenn Sie also nicht mehr wissen, wer Satansbraten ist und dass ich ein zartes, unschuldiges, niemandem etwas Böses wollendes Hundchen bin, lesen Sie sicherheitshalber hier noch einmal nach: https://frolleinfrieda.com/2020/05/22/auch-tapfere-herdenschutzhunde-konnen-angst-bekommen-teil-1/

Und schon geht es weiter:

Eines Tages begab es sich, dass Satansbraten und ich wieder aufeinandertrafen. Aber es war nicht wie immer. Die beiden Damen am oberen Ende der Leine beschlossen, es jetzt einfach mal darauf ankommen zu lassen. „Die sollen das untereinander austragen.“ sagte das Frauchen vom Satansbraten. Ich dachte, ich höre nicht richtig und habe mich sicherheitshalber – nein, nicht hingesetzt, sondern ein Stück weit entfernt. Hund weiß ja nie, was nach so einer Ansage kommen mag. Die Frau vom Satansbraten schien tatsächlich geglaubt zu haben, ihr durchgeknallter Liebling wäre an irgendwelchen rationalen Handlungen wie ein normaler Hund interessiert.

Rationale Handlungen… Echt jetzt…

Was soll ich Ihnen also bellen? Es war eine beschissene Idee! Satansbraten ist sofort auf mich los, und ich bin schnellen Schrittes stiften gegangen. Für einen zutiefst friedfertig veranlagten Hund wie mich ist Schnelligkeit in solchen Fällen sehr wichtig! Irgendwann hatte ich aber die Schnauze voll vom Wegrennen, habe mich umgedreht und alle meine Zähne gezeigt. Dann haben wir angefangen, uns zu kloppen. Ohne Beißen. Erstmal.

Hat alles nichts genutzt. Irgendwie haben wir es nicht geschafft, unsere Rangordnung zu klären. Hündinnen sind da auch anders als Rüden. Während die nur ein fürchterliches Affentheater machen, aber normalerweise sofort aufhören, wenn sich einer auf den Rücken schmeißt, könnte man bei uns meinen, dass wir uns gegenseitig umbringen wollen. Wir haben das aber gelassen. Das Umbringen. Schön war es trotzdem nicht.

Das hat eine ganze Weile gedauert. Dann waren wir müde und haben etwas Abstand voneinander gehalten. Ich hörte noch, wie die Übersetzerin sagte: „Na, Freunde werden die zwei wahrscheinlich nicht!“ „Schön, dass du das auch schon merkst!“ dachte ich. Aber ich dachte auch, dass Satansbraten und ich uns jetzt genug gekloppt hätten und mit diesem Abstand einfach weitergehen würden, bis eine der beiden in eine andere Richtung musste. Was Satansbraten dazu gedacht hat, weiß ich natürlich nicht.

Und dann machten die Damen einen kapitalen Fehler. Das weiß ich heute; damals bin ich aus allen Wolken gefallen und war entschlossen, den Zweibeinern jegliche Intelligenz abzubellen. Die liebe Antje wird in ihrem Teil des Buches noch genau erklären, warum das, was die gemacht haben, ein hundebüchener Blödsinn war.

Sie haben uns nämlich Leckerli gegeben. Satansbraten hatte seines als Erster. Und als ich mich vorsichtig und etwas ängstlich, wie ich fremden Menschen gegenüber nun einmal bin, langsam zu seinem Frauchen und dem Leckerli in ihrer Hand bewegte, ging das Biest von der Seite auf mich los und hat mich gebissen, bevor ich auch nur bis drei bellen konnte. Glücklicherweise war ich zu schnell für ihn, und so hat er nicht richtig getroffen.

Ungefähr so sieht es aus, wenn ich mich hinter dem Gartenzaun verstecke.

Das war genug! Ohne auch nur einmal zu meiner Übersetzerin zu gucken, die mich so schmählich im Stich gelassen hatte, bin ich nach Hause. Die Strecke kannte ich ja gut. Diese beiden dusseligen Weiber waren ja ganz offensichtlich mit der Situation völlig überfordert! Nein, nicht mit mir! Ich marschierte also schnurstracks meines Weges, um mich schnellstmöglich hinter unserem Gartenzaun zu verschanzen.

Was dann passierte, muss Ihnen gleich die Übersetzerin erzählen. Da war ich ja schon nicht mehr da.

Was ich Ihnen aber auf jeden Fall bellen kann: So einen Mist hat sie nicht noch einmal gemacht. Nach diesem Erlebnis hat sie sich immer vor mich gestellt, wenn fremde Hunde auf uns zukamen. Klar, mein Vertrauen war erst einmal weg. Die hat ja nicht auf mich aufgepasst! Wie sollte ich wissen, dass das ein Ausrutscher war und nicht noch einmal vorkommen würde? Nein, sicherheitshalber bin ich erst einmal bei jedem Hund, den ich von Weitem gesehen habe, weggelaufen. Aber da war sie wirklich selber schuld. Mich so im Stich zu lassen! Knurr. Jammer. Weffel.

Wenn ich so richtig beleidigt bin, gucke ich noch länger weg als sowieso schon. Nämlich!

Aber sie schien doch aus diesem Erlebnis gelernt zu haben: Ein paar Monate später, als ein anderer Hund mitten auf der Straße auf mich losgegangen ist (ohne dass von seinen Leuten irgendetwas zu sehen gewesen wäre!), hat sie sich vor mich gestellt und ihn verjagt. Mit Nachdruck. Und wie sie sich dann bei unserem letzten Weihnachtsurlaub zwischen mich und einen riesigen Dobermann geworfen hat, war schon beeindruckend – und hat mein Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Leinenobere wiederhergestellt.

Aber jetzt lesen Sie im nächsten Beitrag, was die Übersetzerin zu ihrer Entschuldigung zu sagen hat.

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