Sie haben ja letzte Woche schon gelesen, dass Vanessa, meine Personalhundetrainerin, bei uns zuhause war. Nachdem dann alle meine Schlafplätze verlegt worden waren und sie meinen Leuten eingeschärft hatte, mich auch von allen anderen Überwachungsposten konsequent zu vertreiben, war die Zeit schon fast um. Und bevor ich Ihnen belle, was wir noch gemacht haben, muss ich erst einmal feststellen, dass wir es mit Vanessa echt gut getroffen haben. Das hätte ganz anders kommen können. Klar, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich einfach gemacht, was Hunde eben so machen. Ohne Erziehung. Aber das wäre möglicherweise nach hinten losgegangen, sagt die Übersetzerin. Keine Ahnung, wie sie das meint… Wir tun einfach mal so, als wäre ein Training für Hunde nötig. (Anmerkung der Übersetzerin: Was es definitiv auch ist; obwohl es sich ja eher um ein Training des Zwei- und nicht des Vierbeiners handelt.)

Es gibt ja verschiedene Sorten von Hundetrainern (und -innen – wegen der Emanzipation): Die einen arbeiten nur mit Leckerli, was ich persönlich äußerst sympathisch finde. So einer ist Martin Rütter, der Hundeprofi. Ich glaube, der hat immer seinen ganzen Kofferraum voll mit feinen Sachen, und weil er damit während seiner Trainings so freigebig um sich wirft, machen die Hunde im Fernsehen natürlich meistens, was er will. Ich würde ja gern wissen, was er hinter der Kamera schon alles gemacht hat, damit die spuren…
Die Übersetzerin schlägt immer die Hände über dem Kopf zusammen. Sie findet Leckerli als Belohnung blöd. Schon immer. Wenn sie mir eines schenkt, macht sie das einfach nur so. Aber wenn wir miteinander arbeiten, will sie, dass ich das, was sie sagt, ohne Leckerli mache. Stattdessen streichelt und lobt sie mich immer ganz lange und verlangt keinen Blödsinn von mir. Das finde ich gut so, und meine Leckereien kann ich mir auch allein organisieren.
Schuhe. Kürbisse. Stöckchen. Leckereien aus dem Kompost. Bis meine Leute den verbarrikadiert haben. Noch mehr Stöckchen. Quarkbecher. Direkt von der Arbeitsplatte geräubert!
Dann gibt es welche, die haben zusätzlich zu den Leckerli noch so ein Klickerteil. Erst geben sie das Leckerli und klickern, wenn der Hund etwas gut gemacht hat. Irgendwann klickern sie nur noch. Das muss etwas mit dem Pawlow’schen Hund zu tun haben. Das finde ich völlig bescheuert und würde mich ernsthaft verkaspert fühlen, wenn das jemand mit mir versucht! Aber ich bin ja auch nur der Hund…

Dann sind da noch die Hundetrainer (und das sind meistens Männer, behauptet die Übersetzerin), die glauben, den Alphahund heraushängen lassen zu müssen. Da darf hund auf gar keinen Fall vor ihnen durch irgendeine Tür oder überhaupt irgendwo längs, muss auf Kommando so ziemlich jeden Blödsinn machen und bekommt auch nix dafür. Ich glaube, die arbeiten nur mit Strafe oder keine Strafe. Also mit Angst. Weff! Knurr! Sie merken, das ist überhaupt nicht mein Ding. Ich brauche einen Menschen, der mich ernst nimmt und mit mir auf Augenhöhe verhandelt. Angst habe ich auch so schon genug.
Und es gibt Vanessa. Oder unsere liebe Gassifreundin. Die versuchen, sich in den Hund hineinzuversetzen und lassen ihn Hund sein. Und die sagen auch, dass nur in ganz wenigen Fällen der Hund schwierig ist. Meistens sind es die Menschen, die Fehler machen. Oder nicht ganz bei Trost sind. Da wird nicht herumgebrüllt, es wird nicht mit Leckerli geworfen, sondern es wird geguckt, wie der Hund tickt und was er braucht.
Glauben Sie mir, ich bin so froh, dass ich an die geraten bin! Klar, ich war auch nicht immer begeistert darüber, was Vanessa so mit mir veranstaltet hat – aber ich hatte nie das Gefühl, dass sie mir Böses will. Und es ist ja auch über die Jahre ein ganz wunderbarer Hund aus mir geworden. Nein, Eigenlob stinkt nicht!
Wir fassen zusammen. Eine gute Hundetrainerin* erkennt man daran, dass:
- Sie bei einem guten Anbieter ihre Ausbildung gemacht hat. Die länger dauert als ein Wochenende (oft ein Jahr oder länger). Und bei dem die Menschen, die Trainerin werden wollen, auch selbst einmal gefordert werden und sich immer wieder selbst reflektieren müssen.
- Sie es nicht nötig hat, mit Leckerli oder Klickern zu arbeiten. (Das ist jetzt aber die persönliche Meinung der Übersetzerin und heißt nicht, dass die nichts können. Der freundliche Herr Rütter hat bestimmt auch ganz viel nachgedacht, bevor er mit dem Hundetraining angefangen hat, sagt sie.) Ich finde, dass auch eine Hundetrainerin gern ab und zu eine Kleinigkeit springen lassen darf.
- Sie freundlich mit uns spricht. Das darf schon auch einmal sehr bestimmt sein. Kommt auf den Hund an.
- Sie den Hund Hund sein lässt. Und weiß, wie ein ordentlicher Hund tickt.
- Dass sie für jeden Hund auch eigene Ideen hat und individuell mit ihm arbeitet. Der pubertäre Dobermannrüde braucht nämlich etwas anderes als die leicht verplüschte Labradorin.
- Sie mit dem oberen Ende der Leine arbeitet und dem Zweibeiner auch eine ehrliche Rückmeldung gibt.
Verplüschte Labradorin. Voll gefährlicher Dobermann. Voll das unschuldige Hundchen.
So. Wissense Bescheid. Bis bald dann.
Und wenn Sie mir gern schreiben wollen, müssen Sie gar nicht mehr unbedingt das Kontaktformular ausfüllen. Ich habe jetzt eine E-Mail-Adresse: weff@frolleinfrieda.de. An der Seite dazu arbeiten wir aber noch.
*Die Männer sind mitgemeint, sagt die Übersetzerin.