5. Kapitel, Teil 2: Und es passierte etwas, das die Menschen „Feiertage“ nennen

Dann waren irgendwann alle wieder weg, und es hätte Ruhe einkehren können. Tat es aber nicht. Erst wurde nämlich alles weggeräumt, was vorher hingeräumt worden war. Die Übersetzerin hat wie eine Verrückte gestaubsaugt, und die Loh-Loh hat klapperndes WP_20170113_11_21_04_ProGeschirr herumgetragen. Der blöde Baum war immer noch da, nur dass jetzt noch eine Menge Kram und Papier darunter lag. Ein bisschen was davon habe ich auch zerfetzt; immer dann, wenn keiner geguckt hat. Wahrscheinlich haben die das vor lauter Unordnung überhaupt nicht gemerkt. Oder sie waren zu erschöpft zum Schimpfen.

Viel schlimmer als das Geräume drinnen war aber der Krach draußen. Man hätte ja meinen können, dass diese komischen Menschen mit einem Fest genug hätten. Ja, Hundekuchen! Hatten sie nicht. Nein, jetzt musste da draußen herumgeballert werden. Das war jetzt aber wieder etwas anderes und wurde „Silwesta“ genannt. Jauljammermöhrknöhr!

Anmerkung der Übersetzerin: Rechtschreibkorrekturen werden von mir vorgenommen, ohne dass ich sie mit Frieda bespreche. Sagen Sie ihr das bitte nicht.

Ein weiteres Fest, das Menschen erfunden haben müssen, die noch nie einen Hund hatten; da verwette ich meinen Pelz drauf. Gerecht wäre es ja, wenn man diese Radaubolzen alle in einen Käfig sperren und von einer großen, bellenden Hundegruppe umzingeln lassen würde. Dann wüssten die mal, wie das ist, wenn dauernd Krach gemacht wird. Die würden vielleicht gucken!

Aber die Menschen sitzen natürlich wie immer am längeren Hebel, und deswegen werfen sie jedes Jahr eine Mörderkohle in die Luft, um die Tierwelt zu erschrecken und das zu haben, was sie „Spaß“ nennen. Die Übersetzerin hat das geguhgelt (also im Internet nachgeguckt): 133 Millionen Euro haben die Deutschen letztes Jahr für Feuerwerk ausgegeben! Wissen Sie, wieviel Hundefutter man für 133 Millionen Euro bekäme? Ganze Tierheime könnten wahrscheinlich jahrelang davon leben.

Verstehe einer die Menschen…

Ich bin jedenfalls immer noch voll traumatisiert von meinem ersten Silvester. Da gewöhnt hund sich auch nicht dran, wie ich inzwischen weiß. Es ist genau wie Weihnachten und (Hunde-) Besuch; das bleibt immer gleich schlimm. Okay, die Weihnachtsleute finde ich inzwischen ganz nett, und manche dürfen mich auch streicheln. Aber die Knallerei werde ich noch scheußlich finden, wenn ich schon steinalt bin, ich bell’s Ihnen.

Doch jetzt zu meinem ersten Silvester im ganzen Leben: Es ging ja schon kurz nach diesem „Weihnachten“ los, dass immer mal geschossen wurde. Liebe Menschen, ich stamme aus Bosnien! Glauben Sie wohl, dass ich Schussgeräusche in meinen Genen habe? An allen möglichen Häusern in Mostar sind noch Löcher von den Schießereien früherer Jahre. Echt!

Glücklicherweise habe ich ja eine schlaue und empathische Übersetzerin. (Das Wort „empathisch“ stammt nicht von mir; das sagt sie von sich selbst.) Wir sind also extra immer nach außerhalb gefahren zum Gassigehen, weil es da weniger knallt. Wahrscheinlich sind die Menschen, die ihr Geld für diese Ballerei ausgeben, zu faul zum Laufen. Und so konnte ich halbwegs in Ruhe meine Geschäfte erledigen und mir die Beine vertreten.

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Ich beim Beinevertreten. Mit Leine!

Und dann kam der 31.12.: Meine Leute knallen natürlich nicht! Aber feiern mussten sie trotzdem. Erst haben sie lange gegessen, dann durfte ich beim Einräumen des Feiertagsgeschirrs in die Spülmaschine helfen, und kurz vor Mitternacht sind wir alle nach draußen gegangen. In unserem Garten gibt es eine große Metallschale, und darin haben sie Feuer gemacht. Feuer finde ich auch doof. Es ist aber immer noch besser als Feuer-Werk. Feuer macht nur Aua, wenn hund zu nah herangeht, aber keinen Krach.

Alle haben wir uns um diese Feuerschale versammelt: Luna, Loh-Loh, der Übersetzer, die Übersetzerin und ich. Alles war friedlich. Kurz. Aber auf einmal fing ein Getöse an, dass ich sicher war, mir würde jetzt der Himmel auf den Kopf fallen.

Ich also ins nächste Gebüsch. Davon haben wir im Garten genug. Die Übersetzerin schrie: „Fang den Hund ein!“, aber der Übersetzer hat erst gar nicht gemerkt, dass ich abgehauen war. Die wollten sich wohl auch alle zum Jahreswechsel gratulieren. Menschen machen das so. Aber die Übersetzerin wollte nicht gratulieren, die wollte schreien. Und ich wollte rennen. Schluss mit gegenseitigem Beglückwünschen!

Der Übersetzer rannte also hinter mir her und ich in den Büschen herum. So ging das eine Weile, bis sie mich zu fassen bekommen und ins Haus getragen haben. Damals ging das noch mit dem Tragen. Ich habe mich dann gleich verkrochen und bin lange nicht mehr herausgekommen. Auch nicht zum Pinkeln.

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Mein Lieblingsversteck damals.

Liebe Menschen: Lassen Sie das mit der Knallerei! Sie versetzen die gesamte Tierwelt in Furcht und Schrecken, das Feuerwerk verpufft in der Luft, und am nächsten Tag ist alles schmutzig. Das brauchen doch weder Tier noch Mensch! Sparen Sie das Geld und kaufen Sie sich (noch) einen Hund!

Von mir aus kann Silvester zusammen mit Weihnachten abgeschafft werden. So! Weff!

4 Kommentare

  1. Wuff, wuff hier die Nelly
    Also Frieda (ooh ich hab Frollein vergessen zu schreiben) ich mag Silvester auch überhaupt nicht mehr. Ich bin im Februar geboren und war schon fast ein Jahr bei meinem 1. Silvester und ich kanns dir bellen, ich war entspannt und sogar neugierig. Bei Frauchen auf dem Arm hab ich mit aus dem Fenster geschaut, bissel irritiert vielleicht aber ohne Angst, hab mich bei der Knallerei auch nicht verkrochen. Frauchen war erstaunt, weil sie von anderen Hundebesitzern ganz anderes gehört hatte. Sie dachte doch tatsächlich ich sei ein außergewöhnliches Hundi, weil auch das 2. Silvester für mich kein Problem war und bei lautem, abendlichen Sommergewitter lag ich sogar völlig gleichgültig auf dem Balkon…bis sich dann irgendwann alles änderte…
    Die letzten Jahre verbringe ich freiwillig den furchterregenden letzten Tag immer im fensterlosen Bad, ab ca. 18:00 lockt mich nix mehr aus diesem sicheren Versteck.
    Pfote hoch: Silvester gehört abgeschafft, jedenfalls der menschliche Höllenlärm.

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    1. Hallo, liebe Nelly!
      Da bin ich aber froh, dass wir jetzt schon zu zweit sind! Ich habe aber schon von vielen Leuten gehört, dass weder Hund noch Katze mit dem Lärm zurechtkommen. Vor meiner Zeit gab es mal einen Herrn Schmitt. Der hat sich schon gleich nach Weihnachten verkrochen, obwohl er sonst ein mutiger Hund war.
      Und die Katzen, die meine Übersetzerin früher hatte, mochten das auch nicht. Bis auf eine, aber die war alt und wahrscheinlich schon ein bisschen taub…
      Also: Machen wir Ende November eine Demo? Wir können ja mal sehen, ob sich noch mehr tierische Silvestergegner finden!
      Allerliebste Pfotengrüße von
      Frieda (und weil Du meine erste Followerin gewesen bist, darfst Du das „Frollein“ auch weglassen!)

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  2. Hallo, liebe Frieda,
    den Ende-November-Termin hat sich Frauchen bereits im Kalender angestrichen und ich kanns dir bellen, hier in meiner Nachbarschaft da gibt es reichlich, tierische und auch menschliche Silvester-Böller-Gegner. Zwei Türen weiter wohnt ein großer belgische Schäferhund, der hat noch mehr Angst als ich und will auch am 1. 1. nie vor die Tür. Ich hab diesbezüglich ein Kurzzeitgedächtnis und am Tag danach geh ich gern wieder raus…bis solche Vollidioten wieder großen Lärm machen…
    Tja Frieda ich bin stolz deine 1. Followerin gewesen zu sein und ich gebs zu, ich lese immer wirklich jeden Post mit, so ganz heimlich, still und leise
    Bis bald deine Nelly

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