Liebe Leserin, lieber Leser, liebes Rudel,
heute muss ich von etwas bellen, das die Übersetzerin völlig fassungslos gemacht und mich so richtig in Stress versetzt hat. Passiert ist es schon am Mittwoch, aber wir haben beide eine Weile gebraucht, um uns wieder zu beruhigen.
Oben sehen Sie dieses Schild. Das ist relativ groß und befindet sich an unserem Gartentörchen. Da muss man durch, wenn man auf unser Grundstück will. Ich stehe ziemlich oft direkt dahinter.
Frage: Würden Sie auf die Idee kommen, trotzdem das Grundstück zu betreten? Oder würden Sie nicht eher warten, bis ein zu mir gehöriger Mensch in Sichtweite kommt, um nicht von mir angegangen zu werden?
Anmerkung der Übersetzerin: Ich würde warten. Egal, ob draußen eine Klingel ist oder nicht. Egal, ob ich einen Auftrag habe oder nicht. Für mich ist es vollkommen logisch, dass ich ein Grundstück mit einem ca. 60 cm großen, wild bellenden Hund nicht betreten werde – übrigens auch ohne Warnhinweis. Oder wenn auf dem Schild stünde: „Hier wohnt ein sehr braver Kuschelhund. Der will nur spielen. Kommen Sie ruhig rein.“ Schuldigung. Frieda, bell weiter!
Naja, was soll ich Ihnen bellen? Es gibt Menschen, die sind so pflichtbewusst, dass sie sich todesmutig auf ein Grundstück mit Schild und Hund begeben, um ihren Auftrag zu erledigen. Und Sie dürfen mir glauben, dass ich als eigentlich ängstlicher Hund da ziemlich in Stress gekommen bin: Einerseits hatte ich meine Arbeit zu tun, nämlich Haus und Hof vor Bären, Wölfen und Briefträgern zu beschützen, andererseits wusste ich überhaupt nicht, was ich mit einem Menschen anfangen soll, der scheinbar entweder keine Angst vor mir hat oder – Sorry! – zu doof ist, um seinen selbst verbuddelten Knochen zu finden.
Ich belle mir also die Kehle aus dem Leib, die Frau kommt trotzdem durch unser Gartentörchen, murmelt irgendwas von „Braver Hund, fein passt du auf!“, ich denke mir „Drauf geschissen!“, stürze mich todesmutig nach vorn, zwicke den Eindringling ins Bein und haue ab. Und glauben Sie wohl: Die ist trotzdem reingegangen! Und hat mir dann auch noch die Tür vor der Nase zugemacht! Ich also weiter gebellt, um die Übersetzerin zu warnen. Irgendwann hat die mich dann reingeholt und in ein Zimmer gesperrt. Das ganze Haus roch nach Fremdling, und ich bin halb wahnsinnig geworden.
Klar, die Übersetzerin wird mit allem Möglichen fertig und hat sich auch schon mit Menschen angelegt, die größer waren als wir. Aber bei uns zuhause??? Geht ja wohl gar nicht!
Anmerkung der Übersetzerin: Es handelte sich um die Gasableserin. Die hatte das Schild so verstanden, dass sie ruhig reinkommen darf, aber dann genau das tun muss, was darauf steht. Schließlich hätte da ja nicht gestanden: „Betreten des Grundstücks verboten“. Sie können sich vorstellen, dass sich meine Empathie ob des Eindringens in unser Haus in Grenzen hielt. Ich habe ihr genau erklärt, wie sie das bei einem möglichen nächsten Mal machen soll – und dass sie bitte ihre vom Regen nasse Katze auf gar keinen Fall in den Wäschetrockner tun darf, auch wenn das da nicht explizit draufsteht. Dann habe ich sie verarztet, hinausbegleitet und Frieda befreit. Und gelobt. Sie hatte ja schließlich todesmutig Haus, Garten und mich verteidigt.
Puh, was war das aufregend! Ich musste natürlich hinterher erst einmal durchs ganze Haus schnüffeln, und am liebsten hätte ich auch in jede Ecke gepinkelt, um noch einmal klarzumachen, dass das mein Haus ist. Aber ich glaube, das hätte Ärger gegeben.
Falls hier also jemand mitliest, der demnächst auf einem Grundstück mit Hund etwas zu erledigen hat: Betreten Sie nicht das Grundstück! Versuchen Sie, sich irgendwie anders bemerkbar zu machen! Kein Gas-, Wasser- Stromzähler oder Paket kann doch so wichtig sein wie ein unversehrter eigener Hintern, oder?
Anmerkung der Übersetzerin: Ich gedenke, unseren Bestand an Warnschildern aufzurüsten. Ungefähr so:
Man muss sich schon wundern, auf was für Ideen Menschen so kommen. Man sieht den offensichtlich aufgeregten Hund, noch dazu das nicht gerade kleine (Warn-)Schild an derm Gartentörchen und betritt TROTZDEM wie selbstverständlich das Grundstück?!?
Frei nach dem Motto: Solange ich den Hund nicht anstarre, wird er mich schon passieren lassen?? Unfassbar!! Ganz ehrlich: Da kann man echt froh sein, dass nicht „Schlimmeres“ passiert ist. Nicht, weil Frieda so ein gefährlicher Hund ist, sondern weil sie ein „ganz normaler“ Hund ist, der genau das tut, was Hunde eben so machen: Sie bewachen ihr Revier!
Mich würde ja mal interessieren, wie die Gasableserin damit umgegangen ist, dass sie verletzt worden ist. Am besten sind ja immer die, die sich erst völlig gedankenlos verhalten und dann noch ein Fass aufmachen, weil sie die Konsequenz ihrer – sorry, ich muss das jetzt so sagen – Dummheit nicht akzeptieren wollen. Und dann bei der nächsten Gelegenheit womöglich direkt mal das Ordnungsamt informieren. Sicher ist sicher!
Wie dem auch sei, Hut ab an die Übersetzerin, dass sie so besonnen reagiert und die Situation richtig eingeschätzt hat. Auch wenn einem nach so einem Erlebnis erstmal das Herz in die Hose rutscht und man ein paar Tage braucht, um den Schreck zu verdauen. Dem Hund kann man tatsächlich überhaupt keinen Vorwurf machen!
LikeLike
Liebe Hanna, da bin ich aber froh, dass ein offensichtlich hundeerfahrener Mensch das auch so sieht! Hapühweffelschnüff. Die Übersetzerin ist auch froh; zwar ist sie ziemlich selbstbewusst bei so ziemlich allem, aber diese Aktion hat sie doch sehr beschäftigt.
Glücklicherweise war die Gasableserin gar nicht böse. Sie hat zwar nicht eingesehen, dass sie etwas falsch gemacht hat, aber das haben wir auch nicht erwartet. Jetzt hoffen wir nur, dass sie auch danach nicht mehr böse wurde.
Bisher gab es noch keine Post…
So. Jetzt muss ich unbedingt ein bisschen auf Deiner Seite lesen lassen. Das klingt ja sehr spannend. Und wir Hunde sind wirklich alle großartig! (Naja, Snack nicht… Der ist allenfalls kleinartig.)
Es bellt und knufft sehr herzlich
Frollein Frieda
LikeLike