3. Kapitel, Teil 2: Zerstörungswut hat einen Namen!

Meine Ausbeute eines ganz normalen Tages:

  1. Ein in den Garten verschleppter Trekkingschuh. Den habe ich erst zerkaut, dann verbuddelt – und nie mehr wiedergefunden!

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    Und ich habe wirklich überall gesucht!
  2. Gläser, die irgendwo herumstehen. Die sind aber meistens leer. Mist. Weff.
  3. Socken. Die mir aber meistens abgenommen werden, bevor ich fertig bin.
  4. Porzellanschüsseln und -teller. Wobei mich das Geschirr nicht interessiert, sondern der Inhalt. „Kollateralschaden“ nennt man das kaputte Geschirr, sagt die Übersetzerin. Und dass ich viele solcher Schäden verursache.
  5. Gefrorene Pferde- oder Schafscheiße. Die wird mir aber auch fast jedes Mal wieder abgenommen.
  6. Alles, was ich sonst noch so auf der Straße finde. Gern auch etwas Müll. Aber das muss ich auch immer wieder herausrücken, wenn die Übersetzer mich erwischen. Sogar die Reste, die ich zwischen meinen Backenzähnen bunkere.

Ich war wirklich sehr bemüht, mich abwechslungsreich und vollwertig zu ernähren. Und das hat auch funktioniert! Im ersten Kapitel hatte ich ja schon gebellt, dass ich 43 cm hoch und ca. 12 kg schwer war, als ich hier ankam. Am 15. Januar 2017 sprang die Waage auf 14,6 kg, und meine Schulterhöhe betrug 52,5 cm. Ich war also in ein paar Monaten so groß wie Tante Luna geworden! Wir Tornjakhündinnen können übrigens bis zu 65 cm groß und 40 kg schwer werden. Ich war auf einem guten Weg.

Das konnte natürlich nur etwas werden, wenn ich immer ordentlich gegessen habe: Bücher, Küchenpapier, Brötchen samt Tüte oder auch gleich vom Tisch meiner Leute.

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Kollateralschaden.

Da stand einmal ein voll leckerer und nahrhafter Rosenkohlauflauf drauf, und ich habe kurzerpfote die ganze Tischdecke heruntergezogen, weil ich sonst nicht an die Schüssel gekommen wäre. Puh, da haben meine Leute aber ziemlich doll mit mir geschimpft!

Das waren natürlich alles nur Beilagen. Meine Hauptnahrung bestand damals aus Trockenfutter für Welpen, Hüttenkäse, Bestechungshundekeksen oder -schweineohren und dem Dielenfußboden. Und eben ab und zu einer Labradorkeule. Die habe ich aber an Luna drangelassen.

Manchmal habe ich mich gefragt, wie meine Leute herausbekommen, was ich gerade wieder aus- bzw. angefressen habe. Wo ich doch immer so heimlich bin… Gut, einmal habe ich einen Stift gefressen. Und das blöde Ding hat gefärbt. Aber alles andere…

Da denkst Du, Du hättest heimlich, still und leise neue Beute gemacht und – schwupps – bist Du entdeckt. Wahrscheinlich haben mir meine Leute heimlich nachspioniert.

Das mit dem Stift war aber auch echt blöd! Den hatte ich schon zur Hälfte aufgegessen, als ich bemerkte, dass das Mistding färbt. Da war es schon zu spät: Schnauze rot, Vorderpfoten rot, roter Fleck am Hinterlauf, Bett rotfleckig. Ertappt. Mist. Weff!

Falls Sie selbst einmal junge Hunde gehabt haben, wissen Sie ja, was wir alles aus- und anfressen. Es gibt dafür aber viele vernünftige Begründungen:

Manche Kollegen knabbern Sachen an, weil ihnen langweilig ist, andere, weil Sie zuviel mit ihm gemacht haben und er durch die vielen Aktivitäten überfordert ist. Bei Euch Menschen heißt das Stress. Wenn Ihr es ganz doll übertreibt, kann da sogar ein Burnout draus werden, sagt die Übersetzerin. Dann kreist man nur noch um die Lampe, ist völlig fertig und bekommt überhaupt nichts mehr hin. Hundeburnout… Ich weiß ja nicht… Ich glaube, Ihr Menschen versucht da mal wieder, uns Eure Krankheiten aufs Auge zu drücken.

Andererseits kann es natürlich schon sein, dass so ein armer Hund nach Agility Parcours, Dog Dancing, Klickertraining, Stöckchenwerfen, Welpengruppe, Hundeführerschein und Dummygedöns irgendwann nicht mehr kann und aus lauter Verzweiflung anfängt, komische Sachen zu machen. Dann kann aber der Hund nichts dafür. Wir sind nämlich keine Kinder! Die könnt Ihr ja meinetwegen in der Gegend herumfahren, von Reitschule zur Bewegungsfrüherziehung und über die Klavierstunden wieder zurück. ABER NICHT MIT UNS!!! WIR SIND HUNDE!!! WIR WOLLEN WIE DIE HUNDE LEBEN!!!

Huch. Die Übersetzerin krault mir gerade den Pelz und flüstert mir ins Ohr, dass ich mich wieder beruhigen soll. Aber zum Hundegott nochmal… Ich habe doch schließlich Recht!!! img_20181121_1955018301040545418.jpg

Okay, noch einmal gewefft, gejault und gegähnt. Jetzt kann es im eigentlichen Text weitergehen.

Das Zerbeißen von Sachen… Manche Hunde mögen nicht allein sein und zerbeißen Sachen, weil sie Trennungsängste haben. Dann haben sie Stress. Das gilt insbesondere für Hunde, die Sie aus dem Tierheim geholt haben. Manchmal kennen die ja gar kein richtiges Zuhause oder sind abgegeben worden, sobald die Menschen sie ein wenig anstrengend fanden. (Ich könnte mich ja schon wieder aufregen…)

Wir jungen Hunde müssen Dinge zerkauen, weil wir mitten in unserer jugendlichen Erkundungsphase stecken. Machen Kleinkinder ja schließlich auch, wenn man sie lässt. Und Welpen knabbern gerne Dinge an, wenn sie sich im Zahnwechsel befinden.

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Ich mit einem großen Ast. Der einfach nicht aus dem Gebüsch kommen wollte…

Ich kann übrigens mehrere Ursachen kombinieren! Das merkt man dem Ergebnis aber nicht an.

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