Guten Morgen, liebes Rudel!
Sie haben mich doch bestimmt schon vermisst, oder? Unsere liebste Gassifreundin hat sich jedenfalls schon beschwert, dass man so gar nichts mehr von mir liest.
Glauben Sie wohl, dass Sie jeden Tag eine Geschichte von mir bekämen, wenn ich Daumen hätte und mit dieser blöden Tastatur klarkäme? Habe ich aber nicht. Ist nicht mein Job. Ich bin Hund, und meine Stellenbeschreibung ist eine ganz andere. Deswegen bin ich darauf angewiesen, dass meine Leute das machen, was sie machen sollen: Über mich schreiben, mit mir spazierengehen, mir gute, nahrhafte Mahlzeiten zubereiten, mich bespaßen und/oder streicheln, wenn ich Lust dazu habe.
Das meiste funktioniert auch. Aber eben nicht die Schreiberei. Weil die Übersetzerin das inzwischen allein macht und mit X Projekten gleichzeitig jongliert: Sie schreibt noch andere Sachen, dann hält sie Vorträge darüber, wie Menschen sich am besten von ihrem selbstgemachten Stress erholen, fährt diese leckeren Backwaren durch die Gegend, rennt in so eine „Muskelbude“, weil sie glaubt, nicht schön genug zu sein… Das war noch längst nicht alles!

Stellen Sie sich mal vor, ich würde so viele verschiedene Sachen machen! Dann würde ich beim Pinkeln gleichzeitig irgendwo schnüffeln, beim Fressen kacken und beim Bewachen des Gartens vor Briefträgern und anderen Bösewichten mit meinem Ball spielen, Äste herumschleppen und Luna piesacken. Das geht doch gar nicht! Irgendwas kommt dabei nämlich zu kurz! Und wer kommt bei dem ganzen Gedöns der Übersetzerin zu kurz? Genau: Ich!
Aber ich bin ja nicht doof – und sehr erfinderisch. Also habe ich angefangen, wieder Sachen zu klauen, Schuhe und anderen Kram anzunagen, meinen Leuten ihre Brötchen samt Tüte wegzufressen…


Da war die Übersetzerin ganz schön verzweifelt, und die Schuhe von allen stehen jetzt wieder auf der Hutablage. Und dann hat sie überlegt, woran das liegen kann. Hat sich mit unserer Gassifreundin besprochen, die ganz viel Ahnung von Hunden hat. Und dann hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nämlich nicht ordentlich um mich gekümmert, nicht über mich geschrieben hat und nicht genug mit mir spazierengegangen ist.
Das, liebes Rudel, müssen wir ausnutzen! Wenn die Übersetzerin das nächste Mal die falschen Prioritäten setzt (also nicht zuerst über mich schreibt und allen anderen Kram danach macht), machen wir ihr ordentlich Druck. Sie könnten zum Beispiel im Kontaktformular schreiben, dass Sie mich vermissen. Und sich wünschen, wieder etwas von mir zu lesen. Und ich fresse einfach weiter ihre Sachen an. Wird schon klappen.
Heute jedenfalls schreibt die Übersetzerin wie eine Verrückte. Und das ist gut so!