Wie ich fast meine Gassifreundin vor dem Ertrinken gerettet hätte

Dieses wichtige Erlebnis der letzten Wochen hätte die Übersetzerin doch fast unterschlagen! Und weil soviel los war, habe ich es auch vergessen. Das ist aber auch vollkommen verständlich; Hunde sollen ja nach 30 Sekunden alles vergessen haben. Ist natürlich Blödsinn, sonst wüssten wir ja auch die ganzen Befehle nicht mehr, die wir gelernt haben. Aber ich finde diese Annahme der Menschen recht praktisch, weil ich mich natürlich wunderbar herausbellen kann, wenn ich etwas ausgefressen habe: Dann tue ich einfach so, als wüsste ich es nicht mehr und gucke ganz verständnislos, wenn meine Leute mich verspätet bestrafen wollen. Manchmal funktioniert’s. Dann höre ich die Übersetzerin sagen: „Jetzt brauchst du auch nicht mehr zu schimpfen; Frieda weiß doch gar nicht mehr, worum es geht!“ Wenn jetzt der Übersetzer auch noch zuhören würde, könnte ich wohl so manchem Geschimpfe entgehen…

Aber das wollte ich doch gar nicht bellen. Da sehen Sie, wie schnell ich vom Knöchelchen aufs Stöckchen komme! Aber jetzt:

Wir spazieren manchmal über eine alte Eisenbahnbrücke.

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Das ist die alte Eisenbahnbrücke von unten.

Die Übersetzerin sagt immer, dass wäre eigentlich verboten, aber diese Idioten vom Stadtbauamt hätten ja die Fußgängerbrücke über die Werra gesperrt.

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So sah das erst aus. Später haben sie die Brücke noch halb abgerissen. So blöd!

Also müsste man etwas Verbotenes machen, wenn man auf die andere Seite will. Oder einen Umweg. Aber wer macht schon gern Umwege?

Deswegen sind wir neulich also auch über die alte Eisenbahnbrücke marschiert, meine liebe Gassifreundin Tami (die mit den Ohren), deren Frauchen, die Übersetzerin und ich. Tami rennt gern. Manchmal glaube ich, die stammt gar nicht aus Spanien, sondern aus Afrika, und eine ihrer Vorfahrinnen war Antilope. Tami wetzt nämlich vor und zurück, hinten links weg und vorne rechts wieder her, springt durchs Gebüsch, macht wildes Gehüpfe auf dem Acker, all sowas. Da wird mir immer vom Zugucken schon ganz schwindlig.

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Tami und ihre Ohren von hinten.

Und irgendwann war Tami weg. Spurlos verschwunden. Ich hatte auch den Überblick verloren. Aber ich bleibe auch lieber in der Nähe der Übersetzerin. Sicherheitshalber. Nicht, dass ich auf einmal allein dastehe und von feuerspeienden Schafe angegriffen werde…

Wir standen mitten auf dieser alten Eisenbahnlinie. Die beiden Übersetzerinnen haben gerufen und gerufen und geguckt und gesucht. Keine Tami weit und breit. Normalerweise taucht sie ja von irgendwo wieder auf. Diesmal nicht. Also sind wir alle wieder zurückmarschiert.

Mitten auf der Brücke, direkt über der Werra (das ist dieser reißende Fluss, an dem wir wohnen), blieb das Frauchen von Tami auf einmal stehen und rief ganz entsetzt: „Das glaube ich ja jetzt nicht!“ Dabei guckte sie runter zum Fluss.

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Hier kann man besonders gut erkennen, wie gefährlich die Werra ist.

Ich konnte das ja nicht sehen; aber später habe erfahren, dass Tami in der Werra schwamm. Mittendrin! Im Wasser! Und auch noch zur falschen Seite, dahin, wo wir hergekommen waren. Dann sind wir alle schnell losgerannt. Weil das Frauchen von Tami gerade den Fuß kaputt hat, waren die Übersetzerin und ich etwas schneller. Ich war natürlich vorne, denn ich musste ja Tami retten. Die, als ich am Ufer ankam, glücklicherweise schon aus dem Wasser draußen war.

Glauben Sie wohl, dass dieser Hund einfach nicht mit meiner Übersetzerin mitwollte? Sie hat immerzu nach oben geguckt und nach ihrem Frauchen gebellt. Und dann machte sie tatsächlich Anstalten, wieder ins Wasser zu gehen! Wahrscheinlich hat sie sich gedacht, dass sie so schneller wieder bei ihrem Frauchen ist. Logisch, so als Hund kann man sich ja auch nicht vorstellen, dass der kürzeste Weg nicht immer der beste ist. Also laufen wir da entlang, wo wir glauben, dass wir zum Ziel kommen. Das ist nicht immer schlau. Aber wir haben ja auch nicht studiert.

Ich also hinter Tami her. Habe ihr in aller Ruhe erklärt, dass sie gefälligst wieder zurückkommen und sich von meiner Übersetzerin mitnehmen lassen soll. Weil die eben weiß, wo es längs geht.

Hat sie auch gemacht, obwohl ich mich vor ihr aufgebaut hatte und im Weg stand. Da war ich froh, weil Tami manchmal ein bisschen Angst vor mir hat. Wahrscheinlich habe ich sie ein paarmal zu oft angerempelt und angebellt. Und ich bin ja auch viel größer. Aber das eine Mal, wo ich sie beißen wollte, war nicht meine Schuld! Echt nicht! Die hatten einen Hundekeks im Auto liegen lassen, und was ich finde, ist meins! So! Wuff! Aber darum geht es ja auch gerade gar nicht.

So. Die Übersetzerin hat Tami an die Leine genommen, und so waren wir bald alle wieder vereint. Ich war natürlich stolz wie Bolle, dass ich daran beteiligt war. Ja, okay, mehr indirekt. Weil ich zwar ein voll guter Such-, aber kein so guter Findehund bin. Trotzdem: Ich war dabei! Und wenn ich nicht so engagiert herumgestanden und wild gebellt hätte – wer weiß, was da noch alles passiert wäre!

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Ich voll dynamisch beim engagierten Herumstehen.

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