Am wilden Bach oder „Wasser – nicht mit mir!“

An dieser Stelle weise ich noch einmal auf darauf hin, dass in mir ein Herdenschutzhund wohnt. Herdenschutzhunde sind weder dafür bekannt, an Schwimmweltmeisterschaften teilzunehmen noch für das Apportieren von Stöckchen oder sonstigen Gegenständen aus dem Wasser. Da halte ich mich dran! Hätte der Hundegott gewollt, dass ich schwimme, hätte er mich zum Labrador oder zum Neufundländer gemacht.

Hat er aber nicht. Ich habe weder Schwimmhäute zwischen den Vorderpfoten wie ein Neufundländer noch das Bedürfnis, Kram aus dem Wasser zu holen wie ein Labrador.

Deswegen bleibe ich auf dem festen Boden, ertrage mit stoischer Ruhe den einen oder anderen Regenschauer und überlasse das Geplansche den anderen.

Gestern nun drohte wieder einmal Gefahr. Die Übersetzerin hatte mich an die Gelster geschleppt, einem reißenden Fluss, der durch meine neue Heimat Witzenhausen fließt. (Anmerkung der Übersetzerin: Bei der Gelster handelt es sich um einen Bach, der bei Tauwetter manchmal etwas mehr Wasser führt. Ist alles eine Frage der Perspektive.)

Am Ufer hatten die Menschen ein paar Sachen für mich versteckt: Grillreste, Plastiktüten, in denen früher einmal etwas Leckeres transportiert worden sein musste, nicht ganz leere Chipstüten (Chips: Naahhmmm!). Da hat mich die Übersetzerin natürlich weggezerrt. Klettern sollte ich. Am Ufer!

Sie können sich vorstellen, dass meine Begeisterung nicht allzu groß war. Gucken Sie nur, wie das Wasser durch die Schlucht tobt! (Anmerkung der Übersetzerin: Bei der „Schlucht“ handelt sich um das Ufer.) Und ich ganz oben, am Abgrund. (Anmerkung der Übersetzerin: Der beschriebene „Abgrund“ ist auch für Personen und Hunde, die nicht ganz so gut zu Fuß/zu Pfote sind, begehbar. Noch im letzten Sommer ist die alte Luna dort herumgeklettert – und Luna hat Arthrose!)

Ich würde mir wünschen, dass die Übersetzerin jetzt ihre Anmerkungen unterlässt. Das ist meine Geschichte!

Also: Ich völlig verängstigt am Abgrund dieses reißenden Flusses. Hinter mir die Leckereien. Dazwischen die Übersetzerin, die natürlich weiß, dass ich nicht an ihr vorbeikomme, wenn sie vor mir steht und mich möglicherweise auch noch anguckt.

Das ist übrigens etwas, das die wenigsten Zweibeiner zu wissen scheinen: Wenn man sich vor einem Hund aufbaut und ihn anstarrt, kann er nicht zu Ihnen kommen. Auch nicht, wenn Sie noch so oft rufen. Denn dann fühlt er sich bedroht und hält entweder Abstand oder greift an. Seine eigenen Leute würde er nicht angreifen, wenn es ein ordentlicher Hund ist. Aber kommen kann er eben auch nicht. Also ein kostenloser Tipp an alle Hundehalter, die glauben, wenn sie nur laut genug brüllen und möglicherweise sogar noch auf ihn zugehen, müsste ihr Hund auch zu ihnen kommen: Nein. Muss er nicht. Wenden Sie sich ein bisschen ab, gucken Sie weg, kurz, geben Sie Ihrem Hund Raum, dann klappt es auch mit dem Herbeirufen. Aber das nur so nebenbei.

Ich kann also nicht zu den Leckereien, weil die Übersetzerin mir im Weg steht. Ins oder ans Wasser will ich aber auch nicht. Außerdem liegt da ein Einkaufswagen drin. Müsst Ihr Menschen eigentlich alles irgendwo hinschmeißen, was Ihr nicht mehr haben wollt? Könnt Ihr Euch nicht vorher überlegen, ob Ihr etwas braucht oder nicht? Oder wenigstens Euren Scheiß wegräumen? Die Landschaft, durch die wir Hunde laufen, wird durch Eure Hinterlassenschaften echt nicht schöner.

 

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Das macht man nicht!
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Das auch nicht!

 

Ach, was belle ich hier herum? Ist ja sinnlos. Ihr Menschen seid ja offensichtlich mit dem Auftrag auf die Welt gekommen, sie möglichst schnell kaputtzumachen. Aber über uns schimpfen, wenn wir mal einen Schuh zerkauen!

Aber ich wollte ja vom wilden Fluss erzählen: Ich bin dann ein bisschen den Abhang rauf und runter gerannt, um der Übersetzerin einen Gefallen zu tun. Sie nennt mich dann immer „Bergfex“ und lobt mich für meine Kletterkünste. Und solange ich nicht in irgendein Wasser muss und anschließend ordentlich gestreichelt werde, tue ich ihr gern einen Gefallen.

Über den Müll hat sie übrigens auch geschimpft. Aber mitgenommen hat sie nichts.

Schade. IMG_20181212_140144965

 

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